Begeisterndes Konzert gegen das Vergessen mit Daniel Kempin
Nr. 288 / Rhein-Lahn-Kreis. Das ganze Leben in Liedern: Freude und Trauer, Melancholie und Leidenschaft, Zorn, Übermut und Heiterkeit und auch stilles Gebet – wohl kaum eine Musik kann das wahre, das wirkliche Leben so ausdrücken wie die jüdische. Daniel Kempin, Kantor in Frankfurt, ließ die Gäste im vollbesetzten Sitzungssaal des Kreishauses daran teilhaben, sensibel, leidenschaftlich, voller Hingabe und außerordentlicher Musikalität. Ihm zur Seite stand der russische Geigenvirtuose Dimitry Reznik, ein kongenialer Partner, der Daniel Kempin seit vielen Jahren begleitet.
„Mir leben ejbik – wir leben ewig!“ war über das Programm geschrieben, mit dem Kempin und Reznik in diesem Jahr die traditionelle Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“ im Kreishaus gestalteten. Seit mehr als 30 Jahren findet diese Veranstaltung in Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 im Kreishaus statt, immer mit namhaften Interpreten und auch einem hochinteressierten Publikum. Auch Daniel Kempin, dessen Eltern übrigens aus Bad Ems stammen, war schon einmal zu Gast, vor neun Jahren mit einem begeisternden Soloprogram
„Wir leben ewig!“: Ob Jahrhunderte alte jiddische Lieder oder neuere Dichtungen – in ihren Interpretationen gelang es Kempin und Reznik den Kern dieser Wahrheit deutlich zu machen: Es ist das immerwährende „Dennoch“ der jüdischen Existenz, wie es sich in der dreitausendjährigen Geschichte der Juden immer und immer wieder gezeigt hat, zeigen musste. Es ist schlicht die Freude am Leben trotz allem. Ob ausgelassene Fröhlichkeit, verschmitzte (Selbst-)Ironie oder tiefe Traurigkeit – die unglaubliche Intensität und Musikalität der beiden Interpreten ließ den Funken überspringen, die Begeisterung aus den Zuhörern geradezu herausbrechen. Das Publikum hielt den Atem an, es lachte und weinte, es jubelte und überschlug sich fast im Applaus. Ein unvergesslicher Abend!
BILDUNTERZEILE:
Der Geiger Dimitry Reznik und der Kantor Daniel Kempin begeisterten mit ihrem Programm „Wir leben ewig!“ das Publikum beim Konzert „Gegen das Vergessen“ im Kreishaus.