Nr. 652 – Rhein-Lahn-Kreis. Anlässlich des Weltmädchentags der Vereinten Nationen am 11. Oktober fanden auf allen Kontinenten Aktionen statt, die auf die Belange von Mädchen aufmerksam machen und auf die Benachteiligungen, mit denen sie konfrontiert sind. „Diskriminierung und Gewalt gegen Mädchen findet leider auch hier bei uns statt“, darauf macht Jugend- und Frauenministerin Katharina Binz aufmerksam. „Mädchen werden Opfer verschiedenster Formen von Gewalt und Sexismus.“
Umso wichtiger sind vielfältige und differenzierte Beratungsangebote für Mädchen, die verschiedenste geschlechtsspezifische Diskriminierungen und Gewalt erleben müssen. So hat Rheinland-Pfalz zum Beispiel Anfang 2021 das Modellprojekt „Genitalbeschneidung von Frauen und Mädchen wirksam entgegentreten: Betroffene unterstützen, Fachkräfte qualifizieren und nachhaltige Vernetzungen schaffen“ unter Projektleitung des Psychosozialen Zentrums für Trauma und Verfolgung der Caritas in Mainz gestartet.
Mit dem Projekt soll die Vernetzung bereits bestehender Strukturen zur Bekämpfung von Genitalbeschneidung ausgebaut und die Unterstützung von Betroffenen verstärkt werden. Mit der Förderung der Beratungsstelle Rahma hat die Landesregierung in den letzten Jahren außerdem die Beratungsangebote in Rheinland-Pfalz um eine Anlaufstelle erweitert, die auf die Bedarfe von muslimischen Mädchen spezialisiert ist.
Das Frauenministerium fördert die zwölf Frauennotrufe in Rheinland-Pfalz mit jährlich 888 000 Euro. 2020 haben 1307 Frauen und Mädchen Unterstützung bei sexualisierter Gewalt gesucht. Zudem gibt es zwei Mädchenunterstützungseinrichtungen bei (sexualisierter) Gewalt in Mainz und Westerburg. Auch diese fördert das Frauenministerium jährlich mit 86 000 Euro. Mit dem Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ wird Frauen und Mädchen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, eine spezielle medizinische Untersuchung und Versorgung, sowie auf Wunsch eine vertrauliche Spurensicherung angeboten – ebenfalls unabhängig von der Erstattung einer Anzeige bei der Polizei. Die Anlaufstellen in Koblenz, Mainz, Worms und Trier werden jährlich mit 55 000 Euro vom Frauenministerium gefördert.
Mädchen und junge Frauen sind aktiv und wehren sich, zum Beispiel gegen Sexismus, der ihnen im Alltag auf der Straße begegnet. Das zeigt das Engagement von Gruppen, die sich gegen sogenanntes catcalling stark machen. Darunter versteht man sexuelle Belästigungen im öffentlichen Raum durch anzügliche Sprüche, erniedrigende Äußerungen und Hinterherpfeifen bis hin zu körperlichen Übergriffen. Durch catcalling werden Frauen und Mädchen zu Objekten sexueller Vorstellungen degradiert.
Die Aktivistinnengruppen von cat calls machen in Städten wie Mainz, Trier und Koblenz diese sexuellen Übergriffe auf Frauen und Mädchen sichtbar. Sie bringen Schriftzüge mit Kreide am Ort des Übergriffs an. Dadurch wird offenkundig, welche entwürdigende oder beleidigende Tat an diesem Ort mitten in der Öffentlichkeit stattgefunden hat. Die Tat wird außerdem über den Instagramkanal der Aktivistinnen öffentlich gemacht und dort können Betroffene ihre Erlebnisse schildern.
Jugend- und Frauenministerin Katharina Binz begrüßt die Aktionen der Aktivistinnen. Ihr ist der Kampf gegen Sexismus ein wichtiges Anliegen. „Für catcalling und andere Formen von Sexismus und geschlechtsspezifischer Gewalt darf es null Toleranz in
unserer Gesellschaft geben. Wir müssen Gewalt und Sexismus gegen Mädchen und Frauen endlich ein Ende setzen.“