Nr. 107 – Rhein-Lahn-Kreis. In den stilvollen Räumlichkeiten des Kurhotels Bad Ems fand am 2. April eine außergewöhnliche Veranstaltung statt, mit einem Vortrag und einer begleitenden Ausstellung, die sich einem Thema widmete, das viele Menschen betrifft, aber oft im Verborgenen bleibt - der Angst.
Mehr als 100 Besucher und Besucherinnen waren gekommen, um an dem Abend teilzunehmen. Stühle mussten noch zusätzlich gestellt werden, so dass alle Interessenten Platz finden konnten. Die Veranstaltung war getragen von einer spürbaren Mischung aus Interesse, Empathie, Professionalität und Offenheit.
Veranstaltet wurde der Abend von der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft des Rhein-Lahn-Kreises in Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch kranken Menschen Lahnstein, INGEPA (Stiftung Scheuern) und der Rhein-Mosel Fachklinik in Andernach.
Der Vortrag wurde gemeinsam gestaltet von Dr. Barbara Deimling, Oberärztin und Leiterin der Sektion für Depression und Trauma, sowie von Anne Leber, Psychologische Psychotherapeutin und Leitende Psychologin, die beide an der Rhein-Mosel-Fachklinik in Andernach tätig sind. In ihren Ausführungen beleuchteten die Expertinnen die verschiedenen Ausprägungen von Angst - von der akuten Furcht über generalisierte Ängste bis hin zu spezifischen Phobien. Sie zeigten anhand von Fallbeispielen, wie tiefgreifend diese Emotionen den Alltag von Betroffenen beeinflussen und die Lebensqualität drastisch einschränken können.
Gleichzeitig wurde die Angst nicht nur als krankhafte Störung behandelt, sondern als existenzielles, überlebenswichtiges Gefühl beschrieben, das tief in der menschlichen Evolution verankert ist. „Angst hat dem Menschen über Jahrtausende hinweg geholfen, Bedrohungen zu erkennen und sich entsprechend darauf einzustellen,“ so Dr. Deimling. Anne Leber ergänzte: „Angst ist nicht nur ein Hindernis, sondern kann auch ein Anstoß zur Weiterentwicklung sein. In ihr steckt das Potenzial für Mut.“
Imaginationsübungen regten Interaktionen mit dem Publikum an; machten den Abend zugänglich und lebendig, was das Publikum sichtlich zu schätzen wusste.
Parallel zum Vortrag war die Ausstellung „Angst weckt Mut“ mit Bildern der georgischen Künstlerin Anna Chakvadze zu sehen. Die Bilder beeindruckten durch intensive Farben und eine emotionale Bildsprache. Chakvadze, die seit 2022 als Assistenzärztin in der Rhein-Mosel-Fachklinik tätig ist, verbindet in ihrer Kunst psychiatrisches Fachwissen mit einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Angst. Die Ausstellung lud dazu ein, sich mit der Ambivalenz der Emotion auseinanderzusetzen – mit dem Aushalten, der Konfrontation, dem Überwinden.
„Ich möchte mit meinen Bildern zeigen, dass Angst nicht das Ende ist, sondern ein Anfang sein kann,“ erklärte Chakvadze in einem kurzen Gespräch mit den Besucher:innen.
Die einleitenden Worte sprach die zweite Kreisbeigeordnete Gisela Bertram, die die Wichtigkeit des Themas betonte und das Engagement der Veranstalter würdigte. Dr. Andreas Konrad, Ärztlicher Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik, betonte die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft. Joachim Schneider, Sprecher der PSAG, moderierte den Abend.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Besucher die Möglichkeit, sich an den Ständen der Netzwerkpartner über deren Leistungsangebote zu informieren.
Die Veranstaltung in Bad Ems hat gezeigt, wie fruchtbar die Verbindung von Wissenschaft, Kunst und Öffentlichkeit ist. Sie hat dazu eingeladen, Angst nicht nur als widrige Emotion zu erleben, sondern als eine zutiefst menschliche und wichtige Erfahrung, die neue Wege ebnen kann.“
Foto: von links: PD Dr. Andreas Konrad (Ärztlicher Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach), Anne Leber (Leitende Psychologin der Rhein-Mosel-Fachklinik), Dr. Barbara Deimling (Leiterin der Sektion für Depression und Trauma an der Rhein-Mosel-Fachklinik) und Künstlerin Anna Chakhvadze (Assistenzärztin an der Rhein-Mosel-Fachklinik).
Foto: Martina Weimer-Schumacher M.A.